Ein buntes Familienleben, wo mehrere Generationen zusammenleben, Großeltern, Kinder, Enkelkinder, kann ein großer Gewinn für alle Beteiligten sein. Das war mit ein Grund, warum unsere Kinder mit ihren Familien neben uns ihr Zuhause gebaut haben. Es entstand eine richtige Familiensiedlung.
Uns allen ist es wichtig, dass jede Familie ihr eigenständiges Familienleben hat und diese Privatsphäre von allen andern respektiert wird.
Eine Familie hat z. B. einen Schwimmteich. Für alle anderen ist es selbstverständlich zu fragen, wenn jemand schwimmen gehen möchte. Das kann durchaus für die jüngeren Kinder schwierig sein, wenn es nicht möglich ist. Da gibt es auch mal Geschrei. Aber das halten wir gut aus.
Es gibt Zeiten, da erleben wir die Freude am Miteinander und das Gefühl gegenseitiger Verbundenheit intensiv, wenn wir z. B. miteinander grillen oder ein Sonnwendfeuer machen. Ab und zu werden wir als Großeltern auch gebeten, abends die Kinder ins Bett zu bringen, damit die jungen Eltern mal Zeit miteinander verbringen können. Das tun wir gerne, weil wir selber erfahren haben, wie schwer es ist, wenn man, so wie wir, auf keine Großeltern zurückgreifen kann. Gerne stellen wir uns da zur Verfügung. Die Zeit mit unseren Enkelkindern erleben wir einfach schön, wir dürfen erleben, wie sie sich entwickeln, wie sie äußerlich und innerlich wachsen, welche Talente da zum Vorschein kommen und – wir haben Zeit, da wir beide schon in Pension sind! Wir spielen miteinander, beziehen sie in Arbeiten mit ein und oft sind auch sie schon unsere Helfer. Sie finden bei uns einen sicheren Hafen, wenn es mal stürmisch ist.
Als Großeltern versuchen wir einfach „selbstlos fremdem Leben zu dienen“ wie es P. Kentenich ausdrückt – dem Leben unserer Kinder und Schwiegerkinder und dem Leben unserer Enkelkinder. Dabei erleben wir großes Vertrauen und Freude. Die Erziehung unserer Enkelkinder begleiten wir, mischen uns aber nur ein, wenn wir gefragt werden. Anderseits respektieren unsere Kinder auch die Regeln bei uns im Haus.
Die unterschiedlichen Charaktere und Persönlichkeiten fordern uns auch heraus, das ist eine große Bereicherung, braucht jedoch auch viel Ehrfurcht vor dem eigenständigen Leben und wahren der Freiheit jeder einzelnen Familie. Das Gespräch wird zu einem der wichtigsten Begleiter. Gegenseitiges Lernen, Zuhören, Einfühlen in die Situation des anderen ist uns zur Normalität geworden, auch wenn wir nicht immer gleicher Meinung sind. Das soll und darf sogar so sein. Jung und Alt haben oft unterschiedliche Ansätze. Es braucht von beiden Seiten Wertschätzung und Ehrfurcht vor der Andersartigkeit und deren Lebensgestaltung.
Eine besondere Freude sind auch gemeinsame Projekte, bei denen jeder seine Talente einbringen kann. Z. B. unser Hühnerprojekt. Eine Schwiegertochter gibt den Anstoß, wir alle reden über die Vor- und Nachteile und wie sich jeder beteiligen kann. Die Enkelkinder beteiligen sich auch nach ihren Talenten und Möglichkeiten. Die einen helfen tatkräftig beim Räumen des Hühnerstalles, andere füttern oder geben frisches Heu in die Nester. Bei diesem Miteinander ergeben sich immer interessante Gespräche und wir lernen einander immer besser kennen und vertiefen unsere Beziehungen.
Es gibt auch Zeiten mit Meinungsverschiedenheiten und konträren Vorstellungen. Vieles davon kann im Gespräch ausgeräumt werden, manches wird akzeptiert, obwohl es nicht das Unsere ist. Ab und zu brauchen alle einfach wieder etwas Distanz. Für uns ist auch wichtig, dass wir als Paar gut auf uns schauen. Sehnsüchte die wir haben – z. B. gemeinsam unterwegs zu sein, beim Pilgern oder Wandern – Wirklichkeit werden zu lassen. Wir genießen immer wieder Auszeiten, so ganz ohne Großfamilie. Besondere Qualitätszeiten verbringen wir in der Gemeinschaft der Schönstattbewegung. Da haben wir eine Heimat gefunden bei Gott und den Menschen. Dieses „beheimatet sein“ nehmen wir wieder mit für unsere Großfamilie, für unsere Mitmenschen und für unseren Alltag. Wir dürfen erfahren – so wie unsere Oma in ihrem großen Vertrauen immer wieder gesagt hat: „Es wird schon recht!“
In den letzten 7 Jahren haben wir alle viel voneinander gelernt, uns gegenseitig bereichert und unterstützt, miteinander gelacht und miteinander geweint, wir tragen und ertragen einander, wir sind aneinander und miteinander gewachsen, durch ein offenes Herz und Vertrauen von allen Seiten, durch Ehrfurcht vor der Person und der Eigenart eines jeden und – weil wir uns alle einfach mögen!
Maria und Hans Reschenhofer, OÖ